READING THE ROOM

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Eine meiner nerdigen Leidenschaften ist es, mich damit zu beschäftigen, wie man Improvisation (möglichst gut) unterrichten kann. Es klingt erstmal einfach: Wissen, wofür eine Übung gemacht ist. Eine Übung erklären. Und Übung durchführen. Fertig. Oder?!

Leider ist das (bei weitem) nicht alles. 

Ich hatte schon recht früh in meiner Improvisations-Laufbahn das Vergnügen, mit Keith Johnstone und dessen Schülern & Schülerinnen arbeiten zu dürfen. Und ich durfte dabei lernen, wie wichtig und grundlegend es ist, den “Raum lesen zu können”. Hinter dieser holprigen Übersetzung verbirgt sich die Fähigkeit, ein Gefühl für die Gruppe zu bekommen, für die Atmosphäre im Raum. Sind alle inspiriert? Oder eher damit beschäftigt, sich zu beweisen? 

Ganz konkret heißt das zum Beispiel: Wieviel Spannung sehe ich in den Körpern und höre ich in der Stimme? Wieviel müssen Teilnehmer*innen über ihre Vorerfahrung und Erfolge sprechen? Wie spielerisch sind alle miteinander oder wie distanziert fühlt es sich im Miteinander an? Wie wird mit mir als Workshopleiterin umgegangen?

Erst wenn ich ein Gefühl dafür bekomme, was die Stimmung im Raum ist, kann ich wirklich entscheiden, was danach passiert. Denn wenn wir unsere Umpulse zulassen und unsere eigene Kreativität zulassen wollen, ist es wichtig, dass wir unseren Stress senken. 

Wenn einige (oder alle) im Raum Stress haben, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe:

  • Ich kann die Anspannung adressieren.
  • Ich kann an den Labor-Charakter des Workshops erinnern und darauf hinweisen, dass es kein Casting ist.  
  • Ich kann eine gaaaaanz einfache Übung anleiten, damit die Teilnehmer*innen meines Workshops erstmal ankommen können.
  • Ich kann eine schwierige Übung anleiten, die uns alle scheitern lässt und das Scheitern zelebrieren.
  • Ich kann meinen eigenen Status senken, indem ich zum Beispiel meine eigene Anspannung thematisiere.
  • Sehr häufig benenne ich meine eigenen niedrigen Erwartungen, wie z.B. “Spielt gerne eine maximal mittelmäßige Szene!”

Und natürlich gibt es noch viel mehr Möglichkeiten. Wichtig ist jedoch, dass ich überhaupt erstmal wahrnehme, wie die Atmosphäre im Raum überhaupt ist.

Nadine Antler – Oktober 2025

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Als Einstimmung auf den Kurs zum Anleiten von Impro-Workshops und -Proben haben wir – Nadine Antler (Improvisationstrainerin & Theaterpädagogin) & Christoph Röseler

Status

oder eine andere Welt entdecken Als ich Keith Johnstones Buch „Impro“ las, eröffnete sich für mich eine Welt. Plötzlich sah ich die

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1. Weniger ist mehr!Reduziere deinen Text! Ein Witz ist komisch, weil er nicht erklärt wird. Weil er mit Auslassung spielt und den